Aufgewacht...

 

 

 

 

Nun sind die Wünsche und Sorgen, die Ängste und Freuden als die Antreiber unseres neuen Jahres im Ganzen geträumt und das Jahr möge beginnen und sich gestalten.

 

Drüben, hinter dem großen Teich lässt es sich auch gleich schon mal interessant damit an, vielleicht als eine unbewusste Verneigung vor altem Brauchtum gewählt, hat man die Bestätigung der Präsidentschaftswahl auf diesen Tag gelegt, um nun zu erleben, dass das Kapitol gestürmt wird und tut das für einen Donald Trump, als ginge mit dem das wahre Amerika unwiderruflich unter und hätte doch alles, was es da über ihn zu wissen geben könnte, als der rücksichtslose und zu keiner brauchbaren Empathie fähige Egomane, als der er sich uns stets gezeigt hat, einen selbst irgendwann zum Aufwachen bringen müssen, aber die süße Macht der Träume, wer mag sie da noch belächeln..?

In meinem Leben gibt es vier Serientraum-Themen, kennt ihr so was?

Im ersten, meinem Erd-Thema, besuche ich wieder meine Schule, auf der ich als der inzwischen älteste Schüler seinerzeit am Ende der 12 Klasse ausgeschult wurde (nach einem dafür auch durchaus gerechtfertigten Leistungsstand).

Aber nun bin ich wieder da und darf es doch noch mal versuchen, hurra!

Ich bin jetzt aber älter geworden, etwa so alt wie in Echtzeit. Und meine Mitschüler sind entsprechend viel jünger und immer auch etwas skeptisch. Und ich komme auch schnell nicht mehr mit im Lehrstoff, wie sich jedes Mal zeigt vor dem Erwachen. Und eine Love-Story gibt es darin auch kaum mal, obwohl es dem Traum Anreiz gäbe, ihn öfter zu wiederholen, doch so arbeitet halt nur Fernsehen. Und einen Cliff Hänger, also ein Erwachen mitten im Abitur oder vor dem Aufreißen der Prüfungsaufgabe, gibt es bei mir auch nie. Beziehungsweise gab es nicht, denn dieser Traum ist schon seit einer Weile inaktiv, die Schule wohl zu lange her und spätestens nach dem ersten Durchlauf der 11. Klasse war es dort eigentlich gar nicht mehr interessant, weiter dafür hinzugehen, wie in all den Vorjahren. Trotzdem mochte ich nicht loslassen.

Was viele von uns kennen dürften, wenn auch für anderes, Horkruxe unseres Lebens.

 

Im zweiten Thema, Luft bezogen, trage ich den Adler auf meinem Trikot und spiele in der Nationalelf, Kindheitstraum, den der Junge vom Nachbarsverein, dessen Vater mit meinem in einer Alten Herren Elf zusammen spielte, sich erfüllt hat, schießt darin sogar 1990 das entscheidende Tor in Rom und ich bin in meinem Traum weit ab davon, so was zu tun, eher als Ergänzungsspieler ins Turnier genommen begegnen mir meine Teamkameraden als dem Alten da ebenso skeptisch wie die Schüler in meinem Schultraum. Aber weil ich verlässlich bin und einen Ball wieder zurück spielen kann, vertraut mir der Trainer und stellt mich bisweilen sogar auf und da lodert es dann nicht mehr so auf wie in meiner diesbezüglichen Jugendliteratur, dieses Jetzt zeig es denen ist hier eher ein wir gewinnen und ich bin dabei Gefühl, dass ich befriedigend genug finde.

Doch auch dieser Traum stellt sich kaum noch ein, wie die Jugend der heutigen Profis mich an mein eigenes Alter gemahnt.

 

In meinem dritten Traumthema geht es um Berlin, Feueraspekt, als jüngste Serie im Traumquartett, in den 2010ern aufgekommen führt es mich als ein Wim Wenders Film in meinen Nächten immer wieder neu durch Berlin und auch mal in seinen Himmel, wenn es so ausgeht und diese Stadt ist immer anders rätselhaft, obwohl es im Traum selbst ganz klar erscheint, worum es geht, nicht aber mehr am Morgen danach.

Dabei habe ich zu Berlin keine erlebte oder epigenetisch erklärbare Beziehung, von ein paar Übernachtungsbesuchen abgesehen, die, zugegeben interessant waren, gemischt mit dem, was Berlin an Geschichte vorhält und es ist scheinbar der Platz, wo mir alles möglich ist, was ein Traum braucht, um wiederholt erlebt zu werden.

Oder ist es bloß eine beständige Mahnung, endlich mal unsere Garage aufzuräumen?

 

Das vierte Traumthema ist Wasser umgürtet, ist dies starke Gefühl zu einer Insel der Seligkeit, dass ich erstmals 1985 geträumt habe, Nachtbereitschaft im Zivildienst und bis 4 Uhr früh immer wieder aus dem Bett gerufen und am nächsten Morgen war ein Bewohner gestorben. Auch in der letzten der 12 Nächte habe ich diesen Traum mal wieder geträumt, die Insel selbst liegt immer in nördlichen Wassern, nie im tropischen Süden oder dem Mittelmeer und die Zeit, dort zu sein ist mir immer viel zu knapp bemessen, über den Tag geht es nie hinaus in dem Traum, aber es gibt keinen breiten Strand dort, auf dem es sich laufen ließe, stattdessen viel Grün, oft auch mit Felsen, an denen sich die Wellen brechen. Es ist der Ort, an dem ich es immer als ein Gefühl erfahre, des Aufenthalts würdig zu sein.

 

Wenn die katholische Kirche Recht gehabt hätte oder Flachwelt Theoretiker, würden wir alle zur gleichen Zeit träumen und wer weiß, wie sich das in unseren sozialen Beziehungen widerspiegelte? So aber träumt immer eine andere Menschheitshälfte und Realität gestaltet sich daneben als ein dynamischer Prozess, dessen Einflüsse immerzu im Lauf der Sonne nach dem Westen weiter gereicht werden, es zeigt sich uns in der Weltgeschichte und ihrer großen Namen und auch jetzt gerade sind wir wieder heraus gefordert, unseren Platz darin einzunehmen.

 

Oder eben Schlafen zu gehen….