Magical Mystery Touring

..remember, what the doorknob said: "Free your Head!"*
..remember, what the doorknob said: "Free your Head!"*

 

 

 

 

 

 

Wann hat mein Kraftort begonnen, sich mir zu offenbaren?

 

Das war des Jahr 93, mit der damaligen Freundin auf ihren Vorschlag hin im Herbst nach Amrum gereist, zeigte sich uns am Ankunftstag ein traumhaftes Abendpanorama und am zweiten Tag stellten wir fest, dass sich im Nebel in der Weite des Strandes, zumal unter dem Einfluss psychedelischer Substanzen ebenso mystisch wie verträumt verlaufen ließ, märchenhaft. Wir begegneten über Stunden keiner Seele. Was mir hier immer wieder geschieht.

 

In jenem Jahr begannen sich erstmals Migräne artige Kopfschmerzen in mir zu regen, die mich völlig platt machten, wenn sie durchbrachen, was sich nur durch dunkle und ruhige Umgebungen eingrenzen oder lindern ließ.

 

14 Jahre nach diesem ersten Beschnuppern begannen meine begleiteten Freizeiten auf die Nachbarinsel Föhr, deren Bekanntschaft ich ebenfalls jener Freundin verdankte, zwei Jahre nach dem Irren im Nebel. Wyk ist ein perfekten Ort für solche Freizeiten, wie ich es für meine spezielle Klientel befinde, auch weil auf einer Insel niemand verloren geht, außer für immer. Darüber hinaus ist das Angebot an Unterhaltung und Zerstreuung so vielfältig, dass es mich bald selbst für Urlaube in Wyk gewann.

 

Weil es Sitte ist auf solchen Freizeiten, den Begleitern einen freien Tag zu geben, die unbezahlte Mehrarbeit zu entschädigen und den nach Lust und Laune zu verbringen, schlug meine hier für Amrum, alte Erinnerungsfäden aufzunehmen.

 

Ein unvergesslicher Freitag sollte mich erwarteten…

 

Nach dem spontanen Kirchgang im Ort Nebel mit gepflückten Blumen fürs Christkind, zog es mich zum Kniepsand, wo im Juni Sonnenschein kein Nebel zu erwarten war, das Licht so intensiv reflektiert und in der Weite des weißen Sandes noch stärker auf einen einwirkt (spätere Begleiterinnen in 2011 wähnten mich heimlich im Sonnen-studio gewesen zu sein, als ich von Amrum zurückkehrte an jenem freien Tag, weil es bei ihnen auf Föhr den ganzen Tag geregnet hatte, keine 30 Kilometer entfernt!) und Lesende, die über Migräne Erfahrung verfügen werden zustimmen, dass es kaum einen ungeeigneteren Ort für ein plötzliches Auftreten derselben geben könnte als hier, doch da war sie, hatte sich schon am Vorabend latent gezeigt, doch das hatte ein Aspirin rst mal beruhigt, das ich jetzt nicht mit mir trug, mitten im gleißenden Nirgendwo. Der Abschnitt Süddorf, wo sich als nächstes nach einer Aspirin fragen ließ, lag etwa 45 Minuten stramm gestapft entfernt und also machte ich mich nach dahin auf.

 

Ich weiß nicht mehr, wie genau es begonnen hat an jenem Tag, aber meine Zuflucht war der Impulstyp, der mich zuvor noch die Blumen zu Jesus hatte tragen lassen, weil man ja immer nur was von ihm will, aber wer bringt ihm mal was, einfach so? Jedenfalls begann sich eine Annahme in mir zu formen, der zu Folge die Tatsache des Glaubens, Christus sei in Jesus wirklich Mensch geworden, dessen göttliche Kraft durch Morphologie** sich nun von jedem Menschen entfesseln lässt, der sich mit Jesu‘ Leben verbindet und hier war nun meine Wüste und wenn ich auf meinen eigenen Beinen aus der heraus wollte, musste ich diese Heilkraft in mir wecken und ausüben, im ruhigen Fließen meines Atems, dem sanften Meeresrauschen um meine Beine und dem Vertrauen, dass es geschehen könne.

 

Die Migräne verschwand danach für immer aus meinem Leben.

 

Im September des erwähnten 2011, war grad ein erster Herbststurm über die Inseln gegangen. Es war nun das fünfte Mal, dass ich zu einem Trip nach Amrum übersetzte, immer begrenzt durch den Umstand, noch die letzte Fähre zu kriegen, was jedem Vorhaben Grenzen setzt zwischen Ankunft und Abfahrt. Bislang war keines meiner Erlebnisse hier schlecht genug gewesen, es lieber abzuwägen, wie der Himmel auf Föhr sich am Morgen zeigte, im Gegenteil, erinnerte ich den vergangenen Juni.

 

Als ich also an jenem Donnerstag bei Norddorf um den Mittag herum den Strand betrat, zeigte sich das Wetter immer noch wie auf Föhr. Es braute sich zusammen über mir in einer Einfärbung, sich nun doch zu fragen, ob es wirklich klug und gewollt war, sich da draußen kalt erwischen zu lassen (später würde ich lieber gleich in Badehose vom Bus beim Minigolfplatz loslaufen, obenrum wasserdicht und warm eingehüllt.

 

Der nächste Unterschlupf auf meinem Weg war Panchos Burg, gut 60 Musikminuten entfernt und als mich dann doch für das Loslaufen entschied, hoffte ich, ihn noch zu erreichen, bevor sich über mir alle Schleusen des Himmels öffneten und hoffentlich nicht zu lange anhaltend, denn da war noch die zu erreichende Fähre….

 

Als ich grad an der Stelle anlangte, wo der westliche Inselrand sich nach dem Süden abknickt, brach ein Hagel los, der mich nun so ungeschützt fand, wie ich das befürchtet hatte.

 

Was hättet ihr jetzt getan?

 

Wäre einem von euch die aberwitzig anmutende Idee gekommen, wie Harry Potter seinen Stab, der mir im Jahr zuvor in einem bayrischen Gebirgsbach zugetrieben war und den ich an diesem Tag mit mir trug, ihn auf den Himmel zu richten, genau über mir und das koreanische Zeichen für Licht in die Luft zu schreiben (der danach benannte ‚Lichtschnitt‘ im Haidong Gumdo gehört zu dessen Grund Schnitttechniken, was in Europa inzwischen auch gelernt werden kann).

 

Was dann geschah, war .., ja was, ein Wunder?

 

Über mir riss nämlich der graue Himmel auf und ich schaute in die blauen Tiefen der Unendlichkeit.

 

Ich stand und starrte und wollte selbst nicht glauben, dass es geschah!

 

Doch es fühlte sich natürlich viel besser an als weiter im Hagel zu stehen, also warum nicht es einfach hinnehmen, dass es geschah, warum auch immer..?

 

Das sollte man auch besser keinen Sozialberufler fragen…

 

Nun bestimmt auch, weil wir es uns für gewöhnlich untersagen, so etwas zu glauben, dergleichen kann einfach nicht wahr sein, fragen wir einen Wissenschaftler, was der sagt…

 

Wenn nun ein Raumschiff aus dem Blau heraus erschienen wäre, mich zu sich hoch zu saugen, wäre das völlig unbemerkt geschehen, denn ich war hier allein am Platz, die Prognosen hatten andere Freunde des Strandwanderns wohl zurück gehalten, es hätte mein spurloses Verschwinden als Rätsel zurück gelassen, allenfalls, wenn wir dann nie zur Erde zurückkehrten, weil die Prophezeiung sich über meinen Anteil an der galaktischen Rebellion getäuscht hatte oder vielmehr die Freelancer, die mich hier einsackten, weil der tatsächlich Auserwählte nämlich auf Föhr auf dem Deich stand, wo grad die Sonne schien, Geschichten fangen ja gern so an und enden auch entsprechend, aber die hier ist schnell zusammen gefasst:

 

Weiter gegangen/Begegnung und Segnung eines Seehundes-als die zweite Premiere innerhalb einer halben Stunde nach meinem Stabgebrauch/Wolkendecke vollends aufgerissen/ Spaß, Freude und große Glücksgefühle bis zum Erreichen der Fähre.

 

Ich habe danach immer wieder über die Umstände dieser Erfahrung nachgedacht.

 

Der Ort etwa, an dem sie geschah, würde man ihn wie in einem Cartoon etwa 500 Meter in die Höhe ziehen können, hätte er dort Wolken gespalten, wie der Bug eines Schiffes das Meer vor sich teilt.

 

Gibt es dort oben eine Art morphologisches Wissen um diese Tatsache?

 

Und in welcher Gestalt verkörpert sich dieses, als klassische Sylphen?

 

Doch wieso grad im Moment meines Erscheinens und auch noch als eine unmittelbar erscheinende Reaktion auf den Stabgebrauch, mit dem auch der Hagel endete?

 

Weil der Gedanke an Zufälligkeit wie eine Wolke über all dem Erlebten schwebt, wie wäre es dann mit 2014, wieder September, arbeitsfreier Tag, hatten wir auf Föhr eine Woche sonniger Seligkeit hinter uns, deren Prognose bis zum Ende der Reise anhalten sollte als willkommene Gelegenheit, endlich mal den Tag des Herren auf Amrum zu erleben, was mir bis da noch nie möglich gewesen war. Am Vorabend waren wir mit der Gruppe ins Erdbeerparadies zur Ü30 Party gegangen, wo man sich meiner Klientel gegenüber einlassender gezeigt hat als in der Inseldisco und im Gewahren des freien Sonntags ließ man mich dort kollegial weiter tanzen, als die anderen heim wollten und nach dem Tanz ging es noch in den Park an der Mühle auf eine letzte Lulle und erzählte dem Mühlenwesen von meiner Vorfreude auf den morgigen Tag, bevor es weit nach 2 unter den Sternen zu Bett ging.

 

Als ich um 7 Uhr aufstand, hatte sich die Welt verändert. Über Föhr hing eine dicke Wolkendecke und kräftiger Landregen ging, der mir schon mal die Stimmung drückte und wo ich lediglich hoffen konnte, dass sich 2011 noch einmal wiederholte. Doch wie die Fähre Wittdün dann näher kam, fand ich auch dort das Wolkenband dunkel und geschlossen und als ich die Fähre verließ, fiel der Regen nicht weniger kräftig als auf Föhr auf die wenigen Tagesgäste, die mit mir angereist waren und weil das Ringen darum schon vor der Fähre eingesetzt hatte, entschied ich hier jetzt doch zurück an Bord zu gehen und den Tag in der Sauna zu verbringen, schade Amrum, es hatte nicht sein sollen, aber ich hatte ja schon im Juni herrliche Aufenthalte bei Dir mit dem Tanz bei Pancho in der Nacht, also Schwamm drüber und zurück an Bord, setzte ich mich in die hinterste Ecke, frustriert allemal, kurz davor mir einen Irish Coffee zu bestellen, aber der Kellner ließ sich Zeit und ein Impuls trieb mich auf, nein, Alter, hier geht es um Deinen Amrum Tag, auf den Du Dich schon so gefreut hast in Tagen und Wochen davor und Du willst ihn jetzt sausen lassen ohne die letzte Gewissheit, dass alles hätte gut werden können..(wie etwa im Vorjahr- zu dem später mehr..)???

 

Ich verließ also das Schiff grad beim Einholen der Leinen, erreichte ebenso noch den Bus nach Norddorf, wo es immer noch regnete, ging vom Zentrum zum Minigolf, vor dem es eine überdachte Bushaltestelle hat, in der sich umziehen lässt, beschränkte mich wie beschrieben auf eine Badehose und oben so geschützt wie möglich und betrat die schlüpfrig gewordenen Bohlen im anhaltenden Regen und rutschte mehr als zu gehen dem Strand entgegen.

 

Wo der Regen aufhörte, grad als ich ihn erreichte. Und abgesehen von einem kurzen Sprühen hinter Nebel wanderte ich an diesem Tag trocken bis ganz zum Strandende bei Wittdün, wo sogar die Sonne noch mal kurz hervorkam.

 

Als ich den Spielplatz an der Strandpromenade erreichte, kündigte sich ein Gewitter an, dass an einen Zweijährigen vor der Supermarktkasse erinnerte, doch ich genoss die Rückfahrt trocken an Bord der Adler IV, wo sich die Mitfahrt spontan ergeben hatte, als ich beim Anleger anlangte. Wir hielten dicht über den Wellen Kurs auf Föhr und Blitze schlugen um uns ins Wasser ein wie in Vikings, ein Spektakel in einem perfekten Tag.

 

Was könnte ich von dem erzählen, wenn ich in Wittdün wieder heimgefahren wäre oder gleich am Morgen ins Bett zurück gekehrt?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

*) in White Rabbit by The Jefferson Airplane

 

**) Es fehlt uns hier an einem wissenschaftlich bestätigten Medium für morphologische Effekte, die sich möglicherweise in der Quantenebene ereignen…