Die Corona Dreifaltigkeit

 

 

 

 

 

Ist es nicht sehr seltsam zu erleben, wie die physisch/psychische Allgegenwärtigkeit des Covid-19 und seiner zu erwartenden Mutationen genau das verkörpert, was den Ahnen vor 500 Jahren nur für ihren Herrgott galt und dabei Virologen zum neuen Priestertum mutieren lässt?

Es muss sich dieser Tage schon auf eine mittelalterliche Queste begeben, wer auf der Suche nach seinem Gott sich durch die Welt des Internetz klickt und scrollt. Die öffentliche Dienste am lieben Daselbst und seiner Gemeinschaft der Gläubigen sind uns mittlerweile ja untersagt worden, der Glaube als Fundament religiöser Beziehung unterliegt ohnehin schon seit geraumer Zeit dem schwindendem Vertrauen, von Vollkasko Denken infizierte Gesellschaften beschützen zu können.

 

Eine so bedeutsame Wachablösung innerhalb dieser Präferenzen verdient einen Blick auf die Natur dieses neuen Glaubens und wie zu erwarten, stellt sich die Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und heiligem Geist auch hier ein, wenn auch nicht in Gestalt von Mehl, Nudel und Klopapier, wie es gegenwärtig der Fall scheint, wenn man die dafür aufgerufenen Preise betrachtet.

 

Die Folgen der Ausbreitung der Corona Viren wird mancherorts auch als Schwarzer Schwan bezeichnet und der Belesene weiß sogleich, dass hier der Taleb zitiert wird, einmal mehr, seit er in 2008 sein gleichnamiges Buch veröffentlichte. Da Taleb in jenen Tagen noch als Mathematiker und Börsenanalyst tätig war, brachte man ihn in der Folge eher mit der Finanzkrise jenes Jahres, wie auch mit der Branche allgemein in Verbindung. Wer bei der Erwähnung der Schwarzen Schwäne aber lediglich an ursächliche Finanzwelten denkt, hängt nun vielleicht selbst in einer Warteschleife am Telefon und mag nicht auflegen oder steht vor einem Vorläufig Geschlossen Schild oder Zeichen* und fragt sich, ob er den Taleb nicht besser im Ganzen gelesen hätte.? Dann wäre ihm vielleicht ein Abschnitt aus einem Folgewerk, Antifragilität bekannt, in dem Taleb darlegt, warum unsere gegenwärtigen Entscheider Typen nicht geeignet sind, uns in solcher Krise zu führen. Taleb hat ein recht klares Bild von geeigneten Charakteren, die in leitenden Positionen zu finden sein sollten (das heißt, wenn eine Mehrheit der Bürger mal danach entschiede): Solche Menschen sind in ihrer Summe verantwortungsbewusst, lebensklug, mutig, wo Mut alternativlos ist, sie sind weitsichtig, ausreichend empathisch, aufrichtig gegen sich und andere und auch bereit, lieber vom eigenen Wohl zu lassen als vom Nachbarn oder gar von Euch, geneigte Leser**!

 

Nun richtet einmal eure Aufmerksamkeit auf jene Menschen, denen ihr es ermöglicht habt mit euren Wählerstimmen in Bund, Ländern und Gemeinden in der gegenwärtigen Krise zu führen. Findet ihr darunter solche, die Taleb vor Augen hat? Nicht?

Sagt, warum habt ihr sie dann gewählt?

Weil sich Corona nicht vorhersehen ließ? Ja, schon klar, das ist mit vielem so.

Deshalb hat Taleb dafür auch den Begriff der Schwarzen Schwäne kreiert.

 

Und gewiss, politische Berufung ist nicht selten Karrierefixierung als Alternative zu einer solchen in Wirtschaft oder Kultur. Vom Machtinstinkt wird da gern geschrieben, meist einhergehend mit mangelnder Empathie, wenn sich eine politische Karriere aus diesem Instinkt herleitet und selten genug (wie sich dieser Tage nun auch überall zeigt) mit der Kompetenz, ein Amt des Entscheidens wirklich bekleiden zu können, mitunter auch genährt von schlichter Angst (wie sich an unserem ehemaligen Bundespräsident Wulff so beispielhaft gezeigt hat, als der erst bereit war, sich für die Wahl nominieren zu lassen, als ihm feststand, dass er weich genug darin fallen würde, egal wie die Wahl ausfallen würde- das ist wirklich in diesem, unserem Lande geschehen, erinnert es noch wer, wenn man nun an Gestern denkt und an den Strauß der Freiheiten in unserem Leben?).

 

Zu glauben also, dass die Corona Krise von unseren Entscheider Typen in einer sinnvollen Weise bewältigt wird, von der im Folgenden noch zu sprechen sein soll, ist wohl möglich, zweifellos, aber ebenso möglich fertigen dann Nordpol Wichtel all unsere Weihnachtsgeschenke und nicht der chinesische Wanderarbeiter.

 

Aus der väterlichen Perspektive dieser neuen Dreifaltigkeit sieht es derzeit also nicht gut aus.

Was ist dann mit der Perspektive des Sohnes (oder hier :des gendergerechten Kindes)?

 

Ist mittlerweile jemandem mal aufgefallen, dass die Friday for Future Bewegung grad einen völlig unerwarteten Sieg einfährt, deutlich unerwarteter als der eines Konkurrenten vom F.C. Bayern in jeder Bundesliga Spielzeit (wenn die DFL hier etwas versäumt hat, dann Fans dieses Spiels für sich zurück zu gewinnen mit einen Meisterentscheid der Saison 19/20 mittels eines Elfmeter-schießen noch lebender Ehrenpräsidenten, Ulli vs. Uwe, ein so unerwarteter Meistertitel gehört auch zu Ausdrucksformen eines Schwarzen Schwans, wohlgemerkt).

 

Die Klimaziele indes, die nötig wären, um den befürchteten Wandel noch zu stoppen, wie Jugend mit allem Recht dafür in den letzten Jahren eingetreten ist, sind plötzlich fast zur Wirklichkeit geworden und werden es täglich und sprunghaft mehr. Greta scheint tatsächlich gewonnen zu haben! Wer hätte so etwas ernsthaft geglaubt im letzten Jahr?

 

Und hört es mit Bedacht, es gab nicht einen Toten in dieser Revolution, den ihr Karma für sie speichern könnte, das haben selbst Ghandi und Mandela nicht bei sich geschafft…

Und es hätte den Chinesen, als den Urhebern dieser Krise (die nicht schlau genug waren, sie die Österreichische Grippe zu nennen wie dies ein Jahrhundert zuvor Amerikaner getan haben) insofern recht gegeben, als ihre Interpretation dieses Wortes zugleich Gelegenheit bedeutet.

 

Gelegenheit wozu, kommt hier die Dreifaltigkeitsthese zu ihrem Abschluss, denn selbst wo ein Jahr oder mehr dabei verbummelt wird oder weniger geduldig darauf gewartet, ob es jetzt nicht doch endlich mal besser wird...,kann noch immer zu einer Geisteshaltung gefunden werden, in der sich den Managern dieser Krise weiterhin nicht trauen lässt, obwohl man sie dafür gewählt hat, ich ebenso wie ihr, weil ihre Abhängigkeit von Lobbyisten nun mal zuallererst in deren Richtung retten muss, (wie sich auch in dieser Krise noch zeigen wird) und wenn es mir als ein Nutznießer solchen Tuns wirklich wichtig ist, diesem Planeten eine lebenswerte Zukunft zu geben, auch wenn ich diese selbst nur noch eine Weile erlebe (solange ich der Möglichkeit eines längeren oder ewigen Lebens zu zaghaft vertraue- denkt hier auch noch mal an den Wulff und an das junge Blut, liebe Lesende!), dann sollte es mir doch eigentlich recht sein, wie die Voraussetzung dafür sich gerade zu verbessern beginnt.

 

Andere Krisen sind damit ohnehin nur in den Wartebereich abgeschoben worden, wo es sich weiter zusammen braut, nehmt die anhaltende Flüchtlingskrise, oder Syrien, das so tief am Boden liegt, wie zu erwarten war und dass vom einstweiligen Gewinner des Konfliktes, Russland nicht wieder auf die Beine gebracht werden kann oder die weltweite Rückbesinnung auf eine längst nicht mehr gegebene Stärke der Nationalstaatlichkeit, die von Corona noch am wenigsten bedroht zu sein scheint, wo man seine Grenzen trotz Schengen nun doch wieder schließen kann.

 

Und auch wenn Dir dieses Jahr noch neue Beispiele geben wird, setze diese Liste nicht unnötig fort, denn Du verschwendest damit bloß Zeit für die Umsetzung einer möglichen Lösung:

                                   Im gelebten Großmut!

Es klingt beinah zu pathetisch geschrieben für das Ausmaß der Herausforderungen, denen wir uns gegenüber sehen, doch wer in solchen Zeiten des Rückzuges und der totalen Abkehr von aller Feierlichkeit, allem Urlauben, Event Sharing, wer hier großmütig wird oder bleibt vor sich und den Bedürfnissen anderer und offen bleibt für Neues jenseits eines Live Streams und dabei auch dem Impuls der eigenen Besitzstandswahrung mit jener Gelassenheit begegnet, die sich einstellen kann, wenn man realisiert, wie naiv wir unseren eigentlichen Glauben gelebt haben, nämlich es könne einfach immer weiter so gehen mit allem, wird dabei vielleicht entdecken, dass eine so gelebte Haltung keine Verlierer erschafft.

 

Am allerwenigsten in uns selbst.

 

Und sind wir im Leben nicht vor allem auf der Suche nach einem solchen Gefühl?

 

 

 

 

 

 

 

*)Auf ein Piktogramm, das dies ausdrückt, bin ich schon sehr neugierig. Haben Designer nicht einen tollen Beruf, sich so etwas ausdenken zu dürfen?

**) Die Herausforderung, Gender gerechte Sprache mit der Flüssigkeit eines Textes zu verbinden hält auch in der Corona Zeit an, leider...