If Six Was Nine

 

 

 

 

 

Wenn ich dies mit einem Verweis auf Matrix beginne als einem der mir bedeutendsten Filme, zumal zum Zeitpunkt seines Erscheinens, vor dem Millennium Hype, frage ich mich, warum ich ihn im letzten Frühjahr auf einer Liste meiner Lieblingsfilme nicht berücksichtigt habe, ebenso Blade Runner, Apokalypse Now, Türkische Früchte und andere und käme nun sicher schnell auf eine neue Top 12, wiederum angeführt von Excalibur (wat mutt, dat mutt), aber es brächte uns vom Thema ab, die Matrix war ohnehin nur als Einstieg gedacht, wie Neo im Film zu ihr findet, gewissermaßen und uns damit vor allem eine Frage beantwortet, nämlich wer die Welt wirklich beherrscht und ob Bill Gates dann noch dabei ist, 200 Jahre nach unserer Zeitrechnung, oder der Zuckerberg oder Elon Musk außerhalb ihrer nun konservierten Gehirne, die künstliche Intelligenz sich erhalten hat (inspiriert von einem Roald Dahl podcast, der mal online war) als Reservoir, falls es doch noch mal was zu modifizieren gibt, was humanoide Kreativität benötigt- das ist übrigens auch eure Chance, Leute..

 

Neo weiß erst mal nicht, was er mit seinem Leben anfangen will und lässt es dann zu, dem Weißen Kaninchen in seinen Bau zu folgen, sich darin zu entwickeln, was letztlich digitale Barrieren zu sprengen vermag, muss er es im zweiten Teil dann aber noch spektakulärer damit treiben und nach dem Dritten hab bestimmt nicht nur ich gesessen und mich gefragt, wer nun eigentlich gewonnen hat im Sinn klassischer Dramaturgie und stelle fest, wir, die Zuschauer, eingeladen, viel mehr zu hinterfragen, sich selbst neu zu denken, auch zuzulassen, wenn sich Ergebnisse einstellen und auch nicht gleich einen YouTube Kanal darüber eröffnen, dessen Pflege einem dann immer weiter weg davon bringt, worum es eigentlich ging, fragt die Beatles oder Bob Dylan, der sich immer wieder häutet als ein Solist und ohne Konzessionen an die alte Haut und ihre Botschaft.

 

Es hat Stimmen zu Matrix- Neo gegeben, die ihn mit einem modernen Jesus Christus assoziieren, dem verheißene Messias des Wassermann Zeitalter, der vor unseren Augen stirbt, wiederaufersteht und Barrieren zerbricht und den wir konservativ Glaubende lieber bei den unheilbar Erkrankten, den Beeinträchtigten, kurz, Bedürftigen gesehen hätten, da Gutes zu tun, als weiter und weiter zu kämpfen gegen noch stärkere Gegner, Seriengesetz, stets noch einen draufzupacken wie auf dem Fischmarkt, aber habt ihr euch je gefragt, wie es mit Jesus weitergegangen wäre, hätte Pilatus damals auf seine Frau gehört und auf Nicht Schuldig entschieden?

Wie viele Männer haben das wohl getan zu jener Zeit, auf ihre Frau zu hören?

Oder tun es heute, trotz aller globalen Konventionen und Gesetze und auch dem Welt Frauentag (der einer stillen Frau hätte auf unserer Seite gewiss seine Mehrheit, heißt es dann gern, wenn Mann unter sich ist).

 

Es gibt auch Stimmen, die die Kreuzigung als unbedingt notwendig erachten, als ein Katalysator für unser Erlösungsprogramm, das wie ein Trojaner (wenn wir es aus dem Inneren einer Matrix betrachten) jeden befällt, der es herein lässt.

 

Aber was wäre wenn, wie ein gleichnamiges Buch* solche Szenarien entwirft und zeigt, dass Geschichte sich mitunter ebenso auf des Messers Schneide entscheidet wie durch Pragmatismus, den man in homöopathischer Dosis ruhig mal Corona Leugner und Querdenker Volk zutragen könnte, auf das es endlich aufhört, die Üblichen Verdächtigen (auch ein Lieblingsfilm, Matrix verwandt, wo nichts ist, wie es scheint) für all das zu suchen, was unserem Bild vom glücklichen Leben grad genommen wird.

Wie besagtes Buch über Jesu weiteren Lebensweg spekuliert, hätte Pilatus seiner Frau, und ihrem Traumerlebnis nachgegeben, klingt dann eher wie eine klassische Burn Out Entwicklung in meinem Beruf, wo man nicht umsonst vor Zeiten das Helfersyndrom diagnostiziert hat, dass seinen Wortschöpfer** zu Ruhm und Ehre geführt hat und vor dem Spiegel die immer gleiche Frage aufwirft, Spieglein, sag;wie weit hat es mich schon?

 

Kurzer Exkurs: laut einer Untersuchung, von der ich einst las, beginnt eine Mehrheit von britischen Ärzten, hoch motiviert innerhalb von nur 8 Praxisjahren ihre Patienten mehr und mehr dafür zu hassen, dass sie so schwach sind und auch so Hilfebedürftig.

 

Meine erstes Praktikumsanleiterin, in einem katholischen Kindergarten in der beinah besten Gegend dafür in Hamburg, meinte in einem Vier Augen Gespräch, dass es in unserem Beruf eher die Ausnahme sei, wenn wir nach 20 Jahren nicht Alkoholiker geworden seien. Das hat mich damals, mit Wilson und Leary belesen nicht mal erschreckt, aber ich rechne ihr hoch an, dass sie an jenem Tag ehrlich mit mir war***.

 

Am Tag meiner zweiten Einschulung (in der Fachschule) war in einer ersten Runde der neuen Klassengemeinschaft ein Stichwort-Geben erbeten worden, was wir mit dem Beruf des Erziehers in Verbindung brachten und Gutes Gehalt hat da niemand benannt, aber Liebe zum Kind, klar und anderes, mit dem man sicher in den Himmel kommt, nur wenn Jesus den noch gar nicht vorbereitet hätte, weil er halt nicht aufhören könnte mit seinem Wirken, dank Pilatus Einsicht und ohne vergleichbar katalytischen Akt seiner Hingabe (wat mutt, dat mutt), tja, dann wäre es wohl nutzlos überhaupt irgendetwas in berechnenden Absicht zu tun, doch comme il faut wurde da vieles im Klassenrund benannt, was das Wohlgefallen der Ausbilderin fand, klar, aber nichts davon hatte auch nur gestreift, was ich während meiner Zivildienst Zeit zu den Subtexten dieses Berufes erfahren hatte und erlebt, nämlich, wie sich naive Authentizität am schnellsten verbrennt. Dabei ist Authentizität, wie ich 2008 den in Hessen ausgezeichneten Lehrer des Jahres im Radio sagen hörte, wohl die wichtigste Qualität seines und damit wohl auch anderer sozialer Berufe und ich denke, Jesus wird ihm darin zustimmen.

(der hätte es heute nicht leicht in einer Supervision, möchte ich meinen, wenn ich ihn da mal angelegentlich zitiere…)

 

Und weil derselbe Jesus dann zufällig (denn ich habe ihn nicht danach ausgesucht) der in meinem Arbeitsvertrag benannte Auftraggeber meines Tuns ist, frage ich mich zwischendurch schon immer mal, wie er das jetzt wohl grad erlebt haben würde?

Die Herausforderungen dieses Berufes sind vielfältig und Verantwortlichkeit ist bloß eine davon und keine geringe im Spiegel ihrer Bewertung.

Stellt es euch vor, einmal ist wer von uns nicht zum Wochenenddienst erschienen, mit den Worten Absolut Verlässlich gut beschrieben und von solchem Nimbus eingelullt, hatte die vorherige Kraft den Dienst verlassen in der Gewissheit, dass er gewiss gleich erscheint.., doch niemand kam, denn die Zusage für den Tag war von ihm vergessen worden (irgendwann ist immer das erste Mal..)

 

Was hätte nun alles passieren können in der Zeit, bis um 15 Uhr die Ablösung erschien (und ich dann auch davon erfuhr)?

 

Doch es war nichts geschehen, niemand war weggelaufen, keine Verletzungen hatten sich eingestellt, keine Unterzuckerungen der beiden Diabetestypen, bloß Freude und vereinzelt Erleichterung über das Erscheinen eines Profis ((solche Sozialexperimente lassen sich auch wissenschaftlich begleitet herbeiführen und wahrscheinlich ist das auch längst geschehen, außerhalb von Stanford, Yale oder Millbrook, aber was, wenn da alles aus dem Ruder gelaufen ist, weil Schrödingers Katze es entscheidet****?)

 

Vom Standpunkt meines Auftraggebers bin ich im Reinen mit der Geschichte. Aber ich ahne, dass es ihm heute nicht nur in Supervisionen schwer gemacht würde mit all den Bestimmungen, auch zu Grenzüberschreitungen (Lazarus wieder zurück holen..? Sind Sie wahnsinnig, sowas auch nur zu denken? Sollen wir jetzt unsere Patientenverfügungen alle neu drucken lassen? Außerdem wird der Bundesrat dem nie zustimmen und auch die Mutter nicht!!).

 

Tja, was wäre wenn..?

 

Jimi hat seine Antwort darauf gefunden, if Six was Nine…

 

Und er teilt unsere Antworten nicht.

 

 

 

 

 

 

 

*) Das Buch heißt so, sucht und findet es unter diesem Namen, wenn ihr mögt

**) Ich kenne ihn nicht, aber er hat mir auch nicht geholfen, alles in allem

***) Bruce Lee formuliert es in seiner Philosophie („Akzeptiere keine Begrenzung als Deine Begrenzung“) ..die einzige wirksame Hilfe ist Selbsthilfe– siehe hierzu auch die Betrachtung vom 15.1)

****) Schrödingers Katzentheorem beschreibt eine mathematisch gleichermaßen tot wie lebende Katze (ihr Zustand hängt vom Willen des Betrachters ab) und gilt daher als ein Türöffner in einem schöpferisch gedachten Universum..